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Die Zeit tickt anders…an Bord

Ahoi werteste Sturm oder Flaute LeserInnen und HörerInnen.
In diesem Blogeintrag soll es um etwas Besonderes gehen… etwas Wertvolles… etwas was nie zurück kommt und das Größte Gut ist, was wir haben…
… Wovon ich spreche oder schreibe ist DIE ZEIT…

Hörversion ❤️

Unser Leben ist geprägt von Zeiten. Uhrzeiten, Tageszeiten, Arbeitszeiten, Schulzeiten, Freizeiten, Ferienzeiten, Schlafenszeiten… Und nicht selten, so geht es zumindest mir, kommt einem die Zeit zu knapp oder kurz vor. Besonders bei Beschäftigungen, die uns Freude machen. Bei Dingen, die uns eher anstrengen und nicht unbedingt richtig Freude machen, haben wir oft das Gefühl die Zeit vergeht nicht und steht fast still…

Nun kenne ich das Phänomen und diese Gedanken auch, na klar. Und dann habe ich irgendwann festgestellt, dass es mir beim Segeln anders ergeht. Eine Beschäftigung, eine Tätigkeit, eine Sache, bei der die Zeit irgendwie anders verläuft.

Ich habe beobachtet, dass ich oft das Gefühl hatte, dass die Tage langsamer vergingen. Ja, vielleicht lag es am Anfang daran, dass es so unfassbar viel zu erleben und zu sehen gab. Doch auch nach vielen erlebten Abenteuern veränderte sich dieses Gefühl nicht merklich. Dann stellte ich für mich die Hypothese auf, dass es vielleicht daran liegt, dass ich immer ein gewisses Freizeit-/Urlaubsgefühl dabei hatte und im Urlaub bin ich öfter etwas entspannter und lasse die Mails auch mal ungeöffnet im Postfach oder reagiere erst nach ein paar Stunden auf eingegangene Nachrichten oder Posting-Kommentare. 😉

Zusätzlich habe ich dann festgestellt, seit ich auf Yachten mitsegel und ganz besonders seit ich Eignerin bin, dass Reparaturen und sonstige Vorhaben um einiges länger dauern. Vielleicht geht es ja nur mir so, aber alle Arbeiten dauern einfach mal so super viel länger und oft schaff`ich nicht alles, was ich mir an einem Tag vornehme. Mag sein, dass es auch daran liegt, dass mir bei meinem Boot dann immer gleich noch weitere mögliche Projekte begegnen 🙂

Zum Beispiel: Ich möchte Wasser bunkern. Da verlege ich den Schlauch über den ganzen Steg, drehe das Wasser auf und fülle den Tank im Vorschiff. Während ich da so hocke und warte, dass der Tank gefüllt ist, schaue ich mich um. Dabei entdecke ich jede Menge Möwensch… und Grünspak und Staub… Also wird im Anschluss nochmal fix die Bürste gezückt und das Deck grob geschrubbt. Im Cockpit angekommen fällt mir auch dort der Dreck ins Auge und das Putzen geht weiter…
Oder: Wenn ich eigentlich nur kurz in der Kombüse ein bisschen aufräumen und grob einmal sauber machen möchte, fällt mir auf, dass der Niedergang gleich mit abgewischt werden sollte. Und im Anschluss stehe ich mit dem Lappen im WC und sauge den Teppich auch eben…

Aber es gibt auch so Tage an denen nehme ich mir 2-3 Dinge an der Irmi vor und dann schaffe ich maximal 1. Diese Tage finde ich besonders frustrierend! Und das kenne ich vom Leben auf dem Land so nicht… Und ich bin, ehrlich gesagt, noch nicht ganz dahinter gestiegen, warum es so ist. Ich vermute einfach es liegt an dem geringen Platz, also erschwerte Bedingungen… 😉

Ich finde aber auch die Mentalität von Seglern und Bootsleuten besonders… Nämlich oft viel entspannter. Da wird über eine Entscheidung nicht selten einen Moment länger nachgedacht und dann mit Besonnenheit und Entschlossenheit gehandelt.
So habe ich das an Land eher wenig erlebt… da wird schneller entschieden und gehandelt. Schneller gehupt oder gemotzt.

Und seit ich mir so intensiv Gedanken über das Thema „ZEIT“ mache, wird mir immer bewusster,wie wertvoll sie wirklich ist.

Ich bin alles andere als eine faule oder tiefenentspannte Person… das habt ihr ja vielleicht an der einen oder anderen Stelle schon mitbekommen. Ich habe immer was zu tun, bin immer in Aktion und unterwegs, bin ehrgeizig und scheue mich nicht vor langen Arbeitszeiten. Ich habe in den letzten Jahren so unermüdlich gearbeitet und habe mir echt teilweise ein Bein ausgerissen für Alles und Jeden.

Jetzt, seit ich an Bord wohne, wird mir nochmal viel deutlicher wie sehr ich es liebe auch mal Zeit zu haben. Es ist nun nicht so, dass ich herum liege, Serien schaue, lese oder in Gedanken schwelge… nein nein. Ich merke, dass ich Zeit finde meine Dinge zu erledigen, Irmi zu pflegen und zu reparieren, Zeit für Freunde habe und manchmal tatsächlich am Abend mir 1-2 Stunden Gemütlichkeit mit ner Wolldecke und einer Serie gönnen kann. Und genau in diesen ruhigen Momenten spüre ich nun keinen Druck und Zeitverlust mehr, sondern ich kann es auch echt mal genießen. Und das ist mir etwas Neues und es fühlt sich so fantastisch an ♥

Es liegt aktuell daran, dass ich meine Arbeiten etwas oder drastisch umstrukturiert habe und vorallem, dass ich nicht mehr nach HH pendle. (Obwohl ich gestehen muss, dass mir meine Jobs und auch die Menschen in Hamburg echt fehlen. Liebste Grüße♥♥♥)
Doch so habe ich es gewollt. Ich wollte mehr Zeit in Kiel verbringen, mehr Zeit an Bord, mehr Zeit mit meinen Freunden haben und mehr Zeit für den Blog.

Ich hoffe ihr habt auch das Glück euch Zeit zu nehmen, für die Dinge, die euch Spass machen, die euch glücklich machen, die euch Kraft geben…
Denn all diese Momente schaffen euch Erinnerungen, von denen ihr noch euren Nachkommen oder Nachbarn erzählen könnt… Und vergesst das Lächeln nicht 😉

Ich nehme mir jetzt die Zeit, trinke mein Weizen-Mix-Getränk im Sonnenuntergang auf dem Vorschiff und genieße jeden Augenblick davon.

Lasst die Haare wehen Leute und klemmt euch nicht.

Eure Kim


Kim

Das ist Kim, eine segelbegeisterte, lebensfrohe und energievolle Frau, die den Schritt zum eigenen Boot wagt. Die gute Irmi scheint ihr als angemessenes Geschenk zum 30. Geburtstag (2018). Was sie so erlebt, repariert, testet, sich ausdenkt und zu berichten hat schreibt sie auf, dreht sie Videos von, hält sie in Bildern fest und spricht sie in ihrem Podcast ein. Manchmal ist sie allein, öfter hat sie ihre Freunde oder interessante Menschen an Bord. Immer ist irgendwas los, es wird nie langweilig!!!Sie hat den großen Traum um die Welt zu segeln... bis dahin sammelt sie Erfahrungen auf der Ostsee oder wo sie hin eingeladen wird. Weitere Wassersportarten werden ausprobiert und finden ggf. einen Platz in ihrem Repertoire. Sie genießt das Leben und nimmt Dich ein Stück mit... Ihre Devise: "Gib`nicht auf, sondern kämpfe für deine Träume und dann SPRING` einfach! Sturm oder Flaute - der Segelblog für Alle!

6 Comments

  1. Moin Kim. Einfach schön deine Gedanken und Gefühle zu lesen. Jaja was mir auffällt ist (weil es mich auch betrifft) Zeit schnell schnell vielleicht auch hetze.
    Ich kann dir nur sagen egal wo du hingehst. Du nimmst immer dich mit. Und dazu gehören deine Grundgedanke und Gefühle. Wir haben zwei Arten von Gefühlen die einen wollen wir haben oder erzeugen. Die anderen wollen wir verdrängen weglaufen oder verändern. Da haben wir uns viele Strategien entwickelt. Fleißig sein, gute Schulnote schreiben und so weiter. Das sind heute unsere Antriebsenergien. Da ist viel dabei was in den Müll gehört. Ich schreibe dir das weil fast genau so ticke.
    Ach so noch eine Sache. Dein Weizenbier will getrunken werden. Deine Irma will gesegelt werden.
    Den Auto will gefahren werden.
    Dein Freund will werstanden und umarmt werden.
    So und unsere Gefühle (ALLE) wollen von uns gefühlt werden.
    Ich finde auf einem Kiel geht das richtig gut. Da kann man den emotionalen Müll einfach über Bord werfen.
    Ich wünsche dir einen schönen Wochenende
    Gruß Jens

    • Hallo Jens. Danke für deinen netten Kommentar. Schön, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Das Bier schmeckte fantastisch in der letzten Sonne an dem Tag 😉 Liebe Grüße zurück

  2. Schön, deinen Kommentar zu lesen und schön, ihn zu hören – besonders wegen der angenehmen Stimme. Ja, an Bord lebt man in einer anderen Welt, und wer eine Antenne dafür hat, lebt intensiver. Das wirkt auf die gefühlte Zeit.

    • Lieber Roland. Vielen lieben Dank für das Kompliment! Es freut mich sehr, dass dir der Beitrag gefallen hat und du das neue Feature magst 🙂
      Ahoi

  3. Es ist schon so, dass das Leben auf einem Schiff etwas anderes ist als an Land, es ist einfach so. Sobald ein Hafen in Sicht ist, kommt bei mir ein Gefühl von Sehnsucht auf. Am liebsten würde ich lossegeln. Ich denke es ist in uns fest verankert. Seeleute, und ich meine die welche zur See fahren, können nicht anders. Sie müssen?. Das geht allen so, sobald der Virus aufgenommen wurde. Ich habe 2 Freunde die vob meinem Virus angesteckt wurde. Die Zeit die wir an Bord verbringen, ob mit Freunden oder alleine, gibt uns unvergessliches zurück und wir erinnern uns immer, je älter wir werden, mit Wehmut an sie zurück. Es braucht aber nicht unbedingt ein Schiff, ich glaube die Natur im allgemeinen, sofern man sie wahrnimmt, gibt uns ein Gefühl der Zeitenlosigkeit.
    In diesem Sinne solong

    • Hey Tom. Ja das sehe ich auch so… Ich finde es toll, dass du sagst du hast 2 Freunde mit dem „Virus“ angesteckt 😉 Und ja ich denke auch, dass es nicht unbedingt ein Boot braucht, um diese gewisse Entschleunigung und Verbundenheit zu spüren. Was für uns das Wasser bedeutet, ist für jemand Anderes der Wald oder die Berge oder vielleicht das Arbeiten im Garten. Es ist für jeden wünschenswert seinen Ort der Kraft, Ruhe und Inspirierung zu finden.
      Viele Grüße

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