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Sturm oder Flaute Logbuch: Kiel – Maasholm

Moin Sturm oder Flaute Leser und Leserinnen. Ich freue mich, dass ihr (wieder) auf meine Seite, zum neuen Blogeintrag, gefunden habt♥
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und Hören und Sehen.

In diesem Blogeintrag möchte ich euch vom letzten Wochenende berichten. Wir haben uns mit 5 Booten und insgesamt 10 Personen von Kiel auf den Weg in die Schlei gemacht. Die Bedingungen waren nicht ganz ohne. Wir hatten ziemlich gut Wind und Welle und 2 von 5 Booten keinen intakten Motor.

Wie der Törn verlief, welche Sorgen und Gedanken ich mir machte und was es alles zu berichten gibt… kommt jetzt…

Hörversion (sorry für den Aufnahmefehler in der Mitte)

Hier kannst du den Törn als Video sehen. Viel Spaß ♥

Schon ca. eine Woche vorher sprach ich mit ein paar Freunden darüber, dass ich gerne mit ihnen über das lange Pfingstwochenende weg segeln wollte. Alle hatten frei und waren auch motiviert. Die Idee war nach Marstal oder Lyø zu segeln.

Je näher das Pfingstwochenende rückte, desto mehr stieg die Vorfreude bei uns allen. Wir waren zu dem Zeitpunkt ca 5 Leute und wollten mit 4 Booten los.
Wir checkten täglich das Wetter und den Wind online, um den Törn gut planen zu können. Der Wind entscheidet maßgeblich wohin es gehen sollte.

Am Donnerstag Abend schlug Jens vor am Samstag in die Schlei zu segeln und dann am Sonntag weiter nach Marstal. Pfingstmontag sollte man aus der Richtung dann mit Rückenwind wieder nach Hause kommen können.
Uns gefiel die Idee und wir stimmten zu.
Samstag wollten wir entspannt, nach dem Kaffee, gegen Mittag ablegen.

Wer segelt mit?

Boot 1: Irmi (Becker 27) – Crew: Maddin & Kim
Boot 2: Asbirg (Dehler Optima) – Crew: Björn & Ivar
Boot 3: Zampano (Scampi 30) – Crew: Jens & Ulli
Boot 4: Seeteufel (Dufour 29) – Crew: Flo & Steffi & Wasko (großer Hund)
Boot 5: Christine (Feltz 46Fuss) – Crew: Timo & Julia

Törnbesprechung

Am Freitag frischte der Wind auf und nahm in der Nacht zum Samstag ziemlich zu.
Samstag morgen gegen 10 Uhr trafen wir im Gemeinschaftsbereich im Hafen zusammen und besprachen den Törn. Allen war es zu dem Zeitpunkt deutlich zu viel Wind. Wir checkten erneut den Wetterbericht.
Es hieß gegen 16 Uhr sollte der Wind seine Spitze erreicht haben und dann abnehmen. Wir vereinbarten daraufhin 17 Uhr, um gemeinsam los zu segeln.
Bis dahin gingen alle nochmal einkaufen und bereiteten ihre Boote vor.

Vorbereitungen

Ich band das 2. Reff ins Großssegel, um dem Wind auf dem Wasser nicht zu viel Angriffsfläche zu bieten und Irmi stabil segeln zu können.
Da sich der Motor ja noch immer an Land befindet, brachte ich schon eine Leine am Bug aus, um mich vom Liegeplatz rausschleppen zu lassen.
Als an Deck alles vorbereitet, der Proviant verstaut und sonst sämtliche Sachen gesichert waren, zogen Maddin und ich unser Ölzeug an und legten die Schwimmwesten an.

Der Wind war noch immer ziemlich stark und mir war etwas mulmig zu Mute. Ein paar Stegnachbarn kamen vorbei und fragten, ob wir bei dem Wind wirklich raus wollten. Das machte meine Sorgen nicht gerade kleiner…
Der Himmel war grau und es pustete ordentlich. Die Boote hingen ordentlich in den Leinen und bei jeder Böe noch mehr.

Abfahrt

Das erste Boot, mit Flo, Steffi und dem Hund Wasko, legte ab. Kurz darauf waren auch Björn und Ivar vor der Hafeneinfahrt und setzten ihr Großsegel. Timo und Julia bereiteten das größte Boot zum Ablegen vor.
Jens und Ulli starteten den Motor und waren dabei abzulegen. Die beiden hatten unsere Leine schon am Heck befestigt, weil sie nur ein Boot weiter lagen und uns raus schleppen wollten.
Ich schaute mich um und hatte wirklich leicht zittrige Knie. Die Anderen kreuzten vorm Hafen und ich beobachtete, wie sie auf die Backe gelegt wurden von den Böen.

Ich hatte keine Angst Seekrank zu werden (werde ich ja in der Regel nie) und zweifelte auch nicht an meinen seglerischen Fähigkeiten. Doch ich hatte Maddin an Bord, der noch Segelanfänger ist und gelegentlich zu Seekrankheit neigt. Und ich traute dem Rigg nicht zu 100%. Ich hatte Sorgen, dass etwas kaputt gehen würde oder Irmi Wellenschlag erleiden und sinken würde 😉

Aber ich hatte auch so derbe Bock endlich zu segeln. Ich wollte los. Ich hatte Bock auf Abenteuer und wollte sehen was Irmi kann.
Also biss ich die Zähne zusammen, zog den Reißverluss noch ein Stückchen höher und antwortete zu den Nachbarn am Steg: „Joa, das ziehen wir jetzt durch. Mal sehen wie es wird.“
Dann legten wir einfach ab.

Kurz hinterm Leuchtturm. Die Stimmung war gut! Irmi segelt super!

Zack. Großsegel hoch und ab dafür. Richtung Friedrichsorter Leuchtturm, Schilksee, Bülk und dann waren wir auf dem Stollergrund. Ab Schilksee kam die Sonne zwischen den Wolken durch und die Laune stieg ins Unermessliche.
Bis zum Stollergrund segelten wir nur mit dem Großsegel im 2. Reff. Erst ab da traute ich mich das Vorsegel noch dazuzunehmen. Aber nicht komplett, sondern im 1. Reff.
Maddin steuerte die meiste Zeit und gab mir mehrfach zu verstehen, dass er sich gar keine Sorgen machte. Ich weiß nicht genau, ob er sich über gewisse Ausmaße und mögliche Konsequenzen Gedanken machte bzw. machen konnte (aufgrund seiner wenigen Erfahrungswerte), doch er gab mir dadurch irgendwie Sicherheit. Und mit jeder Welle und jeder Böe wuchs auch mein Vertrauen (wieder) in das Boot. Irmi segelte hervorragend und ich kam aus dem Grinsen irgendwann gar nicht mehr heraus. Ich fotografierte und filmte so viel ich konnte, weil es einfach so unfassbar schön war.

kurzer Adrelanin-Flash

Vor der Eckernförder Bucht gab es nochmal mehr Wind und Welle. Die Ecke ist ja bekannt dafür. Aber Irmi machte sich gut. Und es gab mir ein gutes Gefühl, dass die Anderen immer in der Nähe waren. So segelte jeder für sich, aber nie allein.
Kurz vor der Schlei mussten wir den Kurs etwas ändern, um das Sperrgebiet zu umfahren. Hierfür änderte ich ein wenig die Segelstellung und wollte das Vorsegel etwas einholen. Dies gab echt einen kleinen Adrenalin-Kick in den Körper, weil ich das nicht mal eben so alleine schaffte. Die Schot war so auf „Zäng“ und die Reffleine von der Rollanlage auch, sodass es mir nicht möglich war das Segel kontrolliert zu verkleinern. Maddin versuchte in den Wind zu steuern, aber das war bei so viel Wind überhaupt nicht cool für die Segel und klappte auch nur wenige Sekunden. Da packte der Wind einfach die Irmi am Bug und drückte ihn wieder weg. Neuer Versuch. Maddin drehte etwas vor der Wind. Ich legte die Schot um die gegenüberliegende Winsch und konnte dann Stück für Stück das Segel einrollen. Puh…

Als das geschafft war, waren Maddin und ich mal einen kurzen Moment geflasht und sprachen dann darüber wie und ob man das Manöver beim nächsten Mal besser machen könnte.
Naja, egal, zum Glück ist alles gut gegangen und Irmi lief dann wieder stabiler auf dem neuen Kurs.

Mittlerweile ging die Sonne unter und der Wind nahm endlich etwas ab. Ich schaltete die Positionslichter ein und bereitete den Anker auf dem Vorschiff vor. Wir wollten alle hinter Maasholm in die Ankerbucht. Der Wind stand günstig und wir segelten mit angenehmen Wind entspannt in die Schlei.

In dem Moment war ich besonders dankbar für die NV-Charts NavigationsApp auf meinem Handy. Denn die Schlei ist außerhalb des Fahrwassers ziemlich flach und hat auch sonst hier und da versandete Stellen.
Dank der App konnten wir aber super entspannt bis zum Ankerplatz segeln.

Gute Nacht – das erste Mal vor Anker

Nacheinander trafen alle in der Bucht ein und warfen ihre Anker. Mittlerweile war es 22 Uhr oder sogar etwas später, ich erinnere mich nicht mehr. Maddin und ich brachten noch das Ankerlicht aus und warfen die Heizung an.

Leider ist auf der Überfahrt das Vorschiff etwas nass geworden. Die Polster und Decke hat es an manchen Stellen erwischt. Doch glücklicherweise habe ich ja im Winter die Doppelkoje im Salon gebaut. (Noch nicht nach ganz perfekt und einfach aufzubauen, weil die Latten viel zu lang und dadurch total unpraktisch zu verlegen sind. Wenn jedoch erstmal alles seinen Platz eingenommen und gefunden hat, ist es eine super gemütliche Koje. *stolzguck*) Und so haben wir da dann beide Platz zum Schlafen gefunden.

Woher das Wasser kam fragt ihr euch jetzt wahrscheinlich?!
Naja bei den Bedingungen, die wir hatten, gingen nicht wenige Wellen auch mal übers Deck oder brachen am Bug. Also gab es viel Wasserkontakt am/auf dem Vorschiff.
Zum Einen kam Wasser durch die Luke im Vorschiff rein und zum Anderen musste ich feststellen, dass am der Rumpf-Deck-Verbindung Undichtigkeiten sind.
Sehr nervig… Immer ist irgendwas… Naja… Stück für Stück arbeite ich mich an dem alten Boot voran 😉

Und zack war die erste Nacht vor Anker vorbei.
Das erste Mal war ich mit der Irmi in der Schlei und das erste Mal ganz allein am eigenen Anker. Wahnsinns Gefühl sag ich euch! Mega spannend.

Pfingstsonntag – in der Ankerbucht bei Maasholm

Am nächsten Morgen organisierten wir uns ein Beiboot von den anderen und machten mit Timo und Julia einen kleinen Spaziergang durch Maasholm.
Später verholten wir die Christine und vertauten die Irmi und die Asbirg als Päckchen. Es wurde sich in den Cockpits gesonnt, unterhalten und im Wasser gebadet.
Wir blieben noch eine Nacht in der Bucht.
Jens und Ulli waren am Vormittag weiter in Richtung Marstal gesegelt. Flo und Steffi & Wasko blieben am eigenen Anker liegen und kamen mit ihrem Beiboot abends zum Grillen auf die Christine.
Es war perfekt♥

Am Pfingstmontag lichteten wir morgens den Anker und Timo legte noch einmal kurz, mit uns im Päckchen (wie die Leute geguckt haben- unbezahlbar 😉 ) in Maasholm an. Wir wollten alle nocheinmal kurz an Land, die Sanitären Anlagen aufsuchen, bevor wir ein paar Stunden nach Hause segeln.

Als alle wieder an Bord waren, ging es im Schlepp raus auf die Ostsee.
Der Wind war etwas weniger , als am Samstag, aber es gab höhere Wellen.
Wir beließen das Großsegel im 2. Reff und fuhren wieder mit dem Vorsegel im 1. Reff.

Irmi zeigte, dass sie surfen kann und wir hatten Spaß bei dem Wellengang.
Die Musik lief laut und alles war super!

Ich bin froh, dass Maddin dabei war und mir mit seiner furchtlosen (vllt unwissenden) Art geholfen hat mehr Vertrauen in Irmi zu setzen.
Und ich bin beeindruckt davon, dass er auf beiden Törns kurze Phasen von Seekrankheit hatte und trotzdem durchhielt. Er wünschte sich zwar zwischendurch Apfelkuchen gegessen zu haben, aber verlor nicht seinen Humor und seine Freude am Segeln.
(Also ich meine das hätte auch anders verlaufen können. Wenn er richtig Seekrank geworden wäre, wäre ich quasi Einhand unterwegs gewesen.)
Hut ab Maddin!

Am frühen Abend kamen wir mit schwachem Wind zurück in den Hafen und waren überaus froh, dass alle wieder heil zurück gekommen sind. Und wir waren stolz, dass wir uns alle getraut haben.

Letztes Jahr habe ich nach der Überfahrt nach Marstal gesagt, das ich nicht mehr ohne Motor so weit weg fahre. Aber hey, was soll ich sagen… Ich trotze dem Motor und halte mich an der Devise „Irmi ist ein Segelboot“. Und heute kann ich sagen, dass sich der Pfingsttörn 100% gelohnt hat! Ich kenne das Boot noch besser, ich vertraue noch mehr in mich und meine Fähigkeiten und ich würde es jederzeit wieder so tun!

So, das war`s… mein Eintrag ins Sturm oder Flaute Logbuch zu Pfingsten.
Hammer!
Ich hoffe euch hat der Eintrag in Schrift, Ton, Bildern und Video gefallen und ihr hattet auch so ein tolles Wochenende.

Lasst die Haare weh`n und klemmt euch nicht Leute♥

Eure Kim

Kim

Das ist Kim, eine segelbegeisterte, lebensfrohe und energievolle Frau, die den Schritt zum eigenen Boot wagt. Die gute Irmi scheint ihr als angemessenes Geschenk zum 30. Geburtstag (2018). Was sie so erlebt, repariert, testet, sich ausdenkt und zu berichten hat schreibt sie auf, dreht sie Videos von, hält sie in Bildern fest und spricht sie in ihrem Podcast ein. Manchmal ist sie allein, öfter hat sie ihre Freunde oder interessante Menschen an Bord. Immer ist irgendwas los, es wird nie langweilig!!!Sie hat den großen Traum um die Welt zu segeln... bis dahin sammelt sie Erfahrungen auf der Ostsee oder wo sie hin eingeladen wird. Weitere Wassersportarten werden ausprobiert und finden ggf. einen Platz in ihrem Repertoire. Sie genießt das Leben und nimmt Dich ein Stück mit... Ihre Devise: "Gib`nicht auf, sondern kämpfe für deine Träume und dann SPRING` einfach! Sturm oder Flaute - der Segelblog für Alle!

10 Comments

  1. Hi Kim, bin gerade zum ersten Mal auf deine Blog gestoßen, finde ihn echt super! Wann solls denn mit der Weltumseglung losgehen? Liebe Grüße von Ulli von der Maha Nanda

    • Moin Ulli.
      Ich danke dir sehr für deinen netten Kommentar!
      Tjaaa… Weltumsegelung… Ich würde sagen, wenn ich soweit bin. Und wenn der passende Mitsegler gefunden wurde (denn alleine möchte ich nicht los) und das entsprechende Boot gekauft wurde 😉
      frische Grüße aus Kiel.
      Kim

    • Hallo Ulli. Vielen Vielen Dank für deine Worte. Das berührt mich immer sehr.
      Wenn Boot, Crew und Finanzen geklärt sind und es sich richtig anfühlt die Leinen los zu werfen♥
      Viele liebe Grüße zurück.

  2. netter Blog !
    .. hätten uns ja fast in der Schlei getroffen … 🙂
    Viele Grüße von der ARAMIS !
    Jan

    • Ahoi Jan.
      Danke sehr für die Rückmeldung. Es freut mich total, wenn es dir gefällt, was ich so auf dem Blog treibe 😉
      Wieso „fast“ getroffen? Warst du zu dem Zeitpunkt auch da? Hast du uns gesehen? Gern mich einfach ansprechen, oder winken, oder sonst wie bemerkbar machen 😉
      Viele liebe Grüße aus Kiel.
      Kim

    • Hallo Jan. Ach ja?! Ich mag ja diese Live-Begegnungen immer… Also sag das unbedingt mal Hallo, wenn es passt 🙂
      Viele liebe Grüße, Kim

  3. Hi Kim,
    Ein super, lebensfroher und begeisternder Blog! Weiter so!
    Väterlicherseits stamme ich auch aus Kiel, aber vor vielen Jahren hat es mich an den Bodensee verschlagen. Hier kann man es auch aushalten. Ist halt ein bisschen schwierig mit dem Start der Weltumsegelung 😉
    Handbreit…

    • Hallo Dirk. Vielen lieben Dank für deine Worte!!!
      Am Bodensee soll es auch schön sein 🙂
      Wenn du dann auf große Fahrt willst, musste halt woanders starten… das ist doch eigentlich egal von wo, oder?!
      Liebe Grüße, Kim

  4. Hey Kim. Netter Blog. Bin auch gerade dabei aufs Boot (r)umzuziehen. Wo darf man denn in Kiel im Winter auf seinem Boot wohnen? Bin für gute Tips dankbar.
    Lieben Gruss
    Marco

    • Hallo Marco. Vielen Dank 🙂
      Dann wünsche ich dir mal einen guten Start im neuen Heim.
      Es gibt ein paar Häfen, in denen Boote auch im Winter im Wasser liegen dürfen… Aber in nicht vielen Häfen darf sich wohnhaft gemeldet werden.

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