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Sturm oder Flaute – die Weihnachtsstory –

Am 01. Dezember 2019, irgendwo in Schweden, saß ein Mädchen alleine an einem Fjord. Ihre Schultern hingen schlaff herunter, ihre Augen waren rot unterlaufen. Auf ihren Wangen zeichneten sich die Wege der geweinten Tränen. In ihren Händen hielt sie jeweils ein Taschentuch. Sie waren beide schon zerknüllt und feucht, von ihren Tränen. Sie saß einfach so da und weinte. Einsam und allein.

Die Vorhersage

Das Mädchen dort am Fjord hieß Helga und sie war 23 Jahre jung.
Sie trug eine helle Jeans und eine dunkel blaue Winterjacke. Auf dem Kopf ein weinrotes Stirnband. Ihre hellblonden, schulterlangen Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten.
Helga saß auf dem kalten und feuchten Boden am Wasser und weinte sich die Augen aus, weil der Spökenkieker (Danke an Fabian) aus ihrem Nachbardorf, vorhergesagte, dass sie bald sterben werde.
Warum sollte sie einer solchen Wahrsagung einfach glauben? Nun ja, der Spökenkieker ist ein sehr weiser Mann und hat die besondere Gabe in die Zukunft zu sehen und den Menschen ihren Tod vorauszusagen.
Also saß Helga nach dieser Botschaft völlig aufgelöst und traurig und weinte.
Sie war doch viel zu jung, um zu sterben. Sie hatte noch so viel vor. Sie wollte noch so viel von der Welt sehen.

Fliegende Steine

Der tiefen Traurigkeit und Hilflosigkeit gesellte sich eine weitere Emotion hinzu… Die Wut.
Helga war so traurig, dass sie wütend wurde. Sie stand auf, schnappte sich einen Stein vom Boden und warf ihn so weit sie konnte ins Wasser. Dann nahm sie noch einen Stein. Und noch Einen. Ihre Würfe wurden immer weiter und sie fühlte wie ihre gesamte Kraft im Körper sich auf das Werfen der Steine konzentrierte. Das fühlte sich gut an.

Plötzlich klang ein Stein, beim Eintauchen, nicht wie die Anderen. Es klang eher so, als hätte sie etwas stumpfes getroffen. Helga dachte es war vielleicht Stück Treibholz, dass sie da getroffen hatte. Aber nein, was denn das? Ein lauter Aufschrei kam da vom Wasser. Ein menschlicher Schrei, erfüllt von Schmerz. So, wie wenn jemand einen Stein an den Kopf bekommt.

Helga erschrak. Sie kniff ihre Augen zusammen und suchte das Wasser nach der getroffenen Person ab. Sie konnte nichts entdecken. Helga bekam Sorgen, dass sie die Person nun vielleicht verletzt haben könnte und sie ertrinken würde.
Da tauchte plötzlich vor ihr im Wasser, da wo es flach wird, ein Kopf aus dem Wasser auf.
Es war der Kopf einer Frau. Sie sah wunderschön aus. Ihre Haare waren sehr lang und dunkelgrün. Ihre Augen leuchteten klar und die Lippen waren saftrot.

Helga erschrak so sehr, dass einen lauten schrillen Schrei von sich gab und drei Schritte rückwärts stolperte.

Die Person im Wasser sagte: „Hey, warum wirfst du Steine so weit und so hart ins Wasser? Du hast mich da draußen am Kopf getroffen. So weit hat noch niemand Steine geworfen.“
Helga`s Augen waren sehr weit geöffnet und ihr Mund stammelte etwas wie:“ Was? Wer bist du? Frierst du nicht in dem Wasser?“
Die Frau im Wasser antwortete: „Nein, mir ist nicht kalt. Ich bin das ja gewohnt. Ich heiße Ara und wer bist du?“
Helga war völlig baff und verriet ihr ihren Namen und fragte ob sie nicht aus dem Wasser kommen möchte.
Die Frau antwortete: „Das kann ich leider nicht, weil ich keine Beine habe. Ich bin eine Meerjungfrau (Mama) und gehöre ins Wasser. Verrätst du mir jetzt, warum du mit Steinen schmeißt?“
Helga traute ihren Augen und Ohren kaum. Alle Sagen und Mythen behaupteten immer, dass in diesem Fjord Meermenschen wohnen, obwohl seit tausenden von Jahren keiner mehr welche entdeckt hatte und nun nach ihrer schrecklichen Vorhersage war sie diejenige, der es gelang eine Meerjungfrau kennen zu lernen? „WOW!“, dachte Helga und begann zu erzählen.

Helga`s Bestimmung

Ara hörte Helga aufmerksam zu und brachte Verständnis für ihre Wut und Verzweiflung auf. Dann fing sie an zu lächeln und sagte zu ihr: „Helga, ich weiß euer Spökenkieker hat schon oft recht gehabt mit seinen Vorhersagen, aber in deinem Fall täuscht er sich. Ich habe dich in meinen Träumen seit langer Zeit gesehen, wie ich alle Dorfbewohner regelmäßig sehe. Und ich sage er hat sich geirrt. Du bist auserwählt für euer Dorf einen neuen Schutzstein zu finden. Du musst dich auf die Reise begeben und einen Rubin finden. Er wird dir und den Dorfbewohnern Glück, Reichtum und Gesundheit schenken. Du wirst noch nicht sterben.“

Helga begann zu lächeln und ließ sich von Ara noch beschreiben wo und wie sie einen Rubin finden kann. Eine weite Reise hatte sie vor sich. Doch sie zögerte nicht und wollte sich gleich auf den Weg machen. Helga und Ara verabschiedeten sich voneinander. Ara tauchte wieder in die Tiefe ab, Helga lief zum Bootssteg.

Sams, der Kapitän und sein Schiff Suse

Im Hafen hatte Sams ein Segelboot. Eine wunderschöne, klassische Segelyacht mit 2 Masten. Sie war ganz aus Teakholz gebaut und hatte dunkelrote Segel. Suse hieß das Schiff und war der ganze Stolz von Sams. Er pflegte sie jeden Tag. Er segelte mit ihr umher, wie es ihm passte und genoss die Freiheit auf dem Meer.
Helga und Sams kannten sich schon lange. Wenn Sams nicht gerade auf dem Meer unterwegs war, kam er gerne bei ihrer Familie auf einen Tee oder zum Grillen vorbei. Er war ein guter Freund ihres Vaters.
Sams trug immer seinen dicken Strickpulli in dunkelblau und auf dem Kopf eine klassische Kapitänsmütze. Er war mittlerer Größe und sehr kräftigerer Statur. Er hatte immer gute Laune und war durch und durch ein Optimist.
Helga wusste, wenn sie ihn bat mit ihr einen Rubin zu finden, dann wird er sie unterstützen.
Und so war es. Helga erzählte ihm die ganze Geschichte und bat ihn mit ihr raus zu segeln, um einen Rubin zu finden.
Er überlegte kurz und sagte: „Wie gut, kleine Helga, dass ich gerade das Schiff neu proviantiert habe und wir direkt ablegen können. Wir sollten den Rubin schneller finden, als später. Ich habe gehört auf der Teerhofinsel (Thomas) gibt es entsprechende Exemplare.“

Der Wind stand günstig und sie warfen die Leinen los. Die Segel waren zügig oben und das Schiff lief mit 6-7 Knoten gemütlich in Richtung dänischer Südsee (Kurt). Denn sie mussten zuerst durch die dänische Südsee, um dann die Passage zu der Teerhofinsel zu erreichen.

Unerwarteter Stopp

Plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Es wurde binnen Minuten kalt und ein Sturm kündigte sich an. Sams gab Helga die Anweisung die Vorsegel zu bergen und ihm dann mit dem Besan und dem Großsegel zu helfen. Der Wind nahm sehr stark zu und die Wellen bauten sich zu Mauern auf. Suse kränkte von einer Seite zur Anderen. Unter Deck war zu hören, dass einige Gegenstände die Seite bzw. ihren Platz wechselten. Helga ging vorsichtig, aber zügig nach vorne und nahm die Vorsegel runter. Immer wieder dachte sie gleich über Bord zu gehen, wenn die Wellen das Schiff so stark auf die Seite warfen. Sie schaffte es nur langsam die Segel herunter zu nehmen, weil sie sich immer wieder sehr stark festhalten musste. Der Wind peitschte und der Regen fiel wie Bindfäden vom Himmel.
Sie schaffte es zurück ans Heck, zu Sams. Er fixierte das Steuerrad schnell mit einem Stück Tau, um Suse kurzfristig auf Kurs zu halten. Gemeinsam bargen sie zuerst das Besansegel und nach kurzer Kurskorrektur, auch das Großsegel. Sie mussten gut aufpassen und sich immer wieder festhalten, bzw. neu hinstellen, um das Segel einigermaßen zusammenzulegen, um es am Baum zu fixieren.

Sams startete den Motor und sagte: „Helga, ich weiß es eilt, dass wir den Rubin schnell finden und nach Hause bringen, aber bei dem Sturm schaffen wir es nicht. Wir werden die Nacht in Bogense festmachen müssen und bis morgen früh abwarten.“
Helga war noch etwas zittrig vom Segelbergen und war einverstanden.

Nachdem sie sicher im Hafen angekommen waren, kochte Sams ihnen erstmal ein paar Nudeln mit leckerem Pesto. Am Abend ließ der Regen nach und auch der Wind ging zurück. Die beiden wollten sich vor dem Schlafengehen noch etwas die Beine vertreten und gingen etwas spazieren.
Sie unterhielten sich über den Tag und den Sturm. Sams sagte zu Helga, dass er stolz auf sie sei. Er findet ihren Mut bemerkenswert und es so schön, dass sie sich auf den Weg macht, um für die Dorfbewohner einen Rubin zu finden. Sie setzt sich für die Gemeinschaft ein und das sei in der heutigen Gesellschaft ja nicht mehr unbedingt Gang und Gebe.
Helga taten die Worte von Sams gut und sie fühlte sich noch mehr ermutigt. Sie bedankte sich auch bei ihm, dass er sie mit Suse auf dieser Reise unterstützt.

Gerade, als sie ihre Dankesreden beendet hatten, standen sie vor einem Geschäft mit der Aufschrift: Isgrotten (Joe). Sie blickten sich an, lächelten, nickten und gingen wortlos in den Laden. Sie nahmen jeder ein großes Softeis mit auf den Weg zurück zum Schiff.

Am nächsten Morgen ging die Reise bei schönstem Wetter weiter. Ja, es war Dezember und kalt. Aber die beiden ließen unter Deck den Ofen laufen, trugen warme Kleidung und wechselten sich mit dem Steuern ab.

Auf der Teerhofinsel

Sie kamen nach einiger Zeit auf der Teerhofinsel an und hatten großes Glück. Der Bootsbauer Tjorven, dem die ansässige Werft gehörte, war gerade vor Ort und reparierte ein kleines Fischerboot. Ein freundlicher Mann mit kurzem Bart. Er trug eine schwarze Zunfthose, ein weißes Hemd und darüber einen warmen grauen Strickpulli. Er liebte seinen Job, das konnte man an seinen Augen sehen.

Als Suse fest am Steg war, gingen Helga und Sams zu ihm. Sie erzählten ihm von ihrer Suche nach einem Rubin für das Wohlbefinden des Dorfes und ihrer aufregenden Reise zu ihm.
Er lud sie auf Tee und Gebäck in seine Werkstatt ein. Er musste lange in den Untiefen seiner Werkstatt nach einem Rubin suchen. Und nach einiger Zeit fand er tatsächlich einen Stein in ausreichender Größe.
Er musste so groß wie eine Faust sein, damit er genügend Kraft für alle Dorfbewohner haben würde.

Helga nahm den Stein entgegen und war überglücklich. Sie umarmte Tjorven und versprach im kommenden Sommer zurück zu kommen, um von ihm das Handwerk Bootsbau zu lernen. Darüber freute sich Tjorven sehr. Er liebte seinen Beruf so sehr, dass er am liebsten Jedem Menschen auf der Welt unterrichtet hätte.

Sams und Helga legten mit winkenden Händen ab. Ihre Rückreise verlief ohne Komplikationen und mit guten Winden.

Wieder zurück im Dorf angekommen, warten die Dorfbewohner schon am Steg. Sie haben Blumengirlanden aufgehängt, Tische und Bänke zusammen getragen, sich schick angezogen und viele Köstlichkeiten gekocht.
Die Rückkehr von Sams und Helga inklusive eines Rubins war ein Anlass zum Feiern. Alle waren sehr happy (Stefan) und es wurde viel gelacht, umarmt, getanzt und gesungen.

Die Dorfbewohner lebten ein langes, erfülltes, gesundes und gutes Leben.

Liebe Sturm oder Flaute -LeserInnen.
Dies war nun eine kleine Phantasiegeschichte von mir für euch. Für etwas mehr Mut, Mitgefühl, gegenseitige Unterstützung und Nächstenliebe in dieser Welt.
Ich wünsche euch und euren Familien ein wundervolles Weihnachtsfest und Feiertage.
Seid nett zueinander, lasst die Haare wehen und klemmt euch nicht ♥

Eure Kim

Kim

Das ist Kim, eine segelbegeisterte, lebensfrohe und energievolle Frau, die den Schritt zum eigenen Boot wagt. Die gute Irmi scheint ihr als angemessenes Geschenk zum 30. Geburtstag (2018). Was sie so erlebt, repariert, testet, sich ausdenkt und zu berichten hat schreibt sie auf, dreht sie Videos von, hält sie in Bildern fest und spricht sie in ihrem Podcast ein. Manchmal ist sie allein, öfter hat sie ihre Freunde oder interessante Menschen an Bord. Immer ist irgendwas los, es wird nie langweilig!!!Sie hat den großen Traum um die Welt zu segeln... bis dahin sammelt sie Erfahrungen auf der Ostsee oder wo sie hin eingeladen wird. Weitere Wassersportarten werden ausprobiert und finden ggf. einen Platz in ihrem Repertoire. Sie genießt das Leben und nimmt Dich ein Stück mit... Ihre Devise: "Gib`nicht auf, sondern kämpfe für deine Träume und dann SPRING` einfach! Sturm oder Flaute - der Segelblog für Alle!

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