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Seemannschaft – Kommunikation an Bord

Guten Abend / Hallo / Herzlich Willkommen / Moin / Hi  

Schön, dass ihr wieder da seid und euch Zeit nehmt für den heutigen Blogeintrag.
Ich habe mir ein Thema vorgenommen, welches mir grundsätzlich am Herzen liegt.
Es geht um KOMMUNIKATION.
Wie und wann wird eigentlich kommuniziert? Wer spricht wie mit wem? Was wird wann und wie gesagt?

Und weil dieses Thema so wahnsinnig groß und umfassend ist, dass es ganze Studiengänge darüber gibt, begrenze ich das Thema mal grob auf die Kommunikation an Bord.

Wie wird eigentlich generell kommuniziert? Kurze Einleitung

Kommunikation ist mit verschiedenen Gesprächspartnern immer etwas anders und hat doch etwas gemeinsam. Es gibt immer einen „Sender“ und einen „Empfänger“ (Sender/Empfänger-Video)
Mit Kindern wird anders gesprochen, als mit Jugendlichen. Und mit Kollegen oder Eltern wird anders geredet, als mit Freunden. In manchen Berufen gibt es deutliche Hirarchien, in denen auch dementsprechend miteinander kommuniziert wird.
Der Tonfall und die Wortwahl sind ganz entscheidend in einem Gespräch und sagt nicht selten etwas über uns oder unser Gegenüber aus. Zudem hat die Gestik, Mimik und Körpersprache eine entscheidende Rolle in der Kommunikation. Und dann kommt es natürlich immer darauf an, wie wir selbst Aussagen hören. (Video-4Ohrenmodell-Schulz von Thun)
Also sollten wir auf unsere eigene Art und Weise achten, wie wir mit unseren Mitmenschen kommunizieren. Sind wir mal nicht so gut gelaunt, traurig oder unkonzentriert, werden unsere Gespräche-und seien sie noch so kurz- ziemlich wahrscheinlich kurz und knapp und nicht unbedingt fröhlich, bereichernd und enthusiastisch verlaufen. Anders hingegen, wenn wir super gut drauf, motiviert und fröhlich sind, verlaufen Gespräche oft freier, unkomplizierter und einfacher.

Wie läuft die Kommunikation an Bord? (meine Erfahrung)

Hier gibt es, was ich so gehört und erfahren habe, deutliche Unterschiede zwischen Berufsschiffahrt und Freizeit.
Gibt es in der Berufsschiffahrt, z. B. bei der Marine oder auf einem Containerschiff ganz klare Hirarchien und daraus resultierende kommunikative Strukturen, so sieht es im Hobbybereich natürlich anders aus. Hier treffen sich Freunde in ihrer Freizeit, um miteinander eine schöne Zeit zu haben. Hier ist geht es lockerer zu… oder?
Genau da kann es auf manchen Booten, in manchen Situationen-besonders in heiklen Momenten- zu kleinen Streitigkeiten und Diskussionen kommen. Denn auch hier gibt es kommunikative Regeln und sogar irgendwie eine Hierarchie.
Zwei gravierende Unterschiede: souverän vs. Hafenkino
Souverän: Der/Die SkipperIn instruiert die Crew im Vorfeld über das z.B. Anlegemanöver und bestimmt wer welche Aufgaben übernimmt. Jede Person an Bord weiß was zu tun ist, hält Blickkontakt zum/zur SkipperIn und das Manöver läuft leise, ruhig, konzentriert und meistens langsam ab. Bei Komplikationen oder spontanen Änderungen achten alle auf die Kommandos (verbal oder nonverbal) des/der Skippers/In.
Hafenkino: Der/Die SkipperIn ruft Kommandos über das Boot, niemand hört zu oder achtet darauf; die Crew läuft umher und steht sich gegenseitig im Weg; es wird miteinander diskutiert und sich gegenseitig angebrüllt; die Leinen verfehlen die Dalben und Panik tritt auf;  jemand stolpert und verletzt sich oder fällt über Bord; usw.
Da habe ich direkt zu Beginn meiner Segelzeit schon etwas ganz Wichtiges gelernt… Ein Stück Seemannschaft: Es sollte immer nur 1 Person an Bord geben, die die Kommandos gibt. Dies ist natürlich nicht eine beliebige Person, sondern die mit der meisten Erfahrung, oder der das Boot gehört. Und dies sollte schon vor dem Ablegen geklärt worden sein. Die Anweisungen werden von den Personen an Bord (Crew) ausgeführt und im besten Falle nicht in Frage gestellt.
Ja und genau das kann eine Situation geordnet und souverän ablaufen lassen, oder zu einem sogenannten „Hafenkino“ führen.
Seien wir doch mal ehrlich… Ganz so strikt läuft es dann ja doch nicht immer ab. Vor allem nicht, wenn wir mit Leuten an Bord gehen, mit denen wir schon öfter zusammen unterwegs waren und die vielleicht sogar das Boot alle gut kennen. Und dann kommt es dazu, dass vor einem Manöver gemeinsam entschieden und taktisch überlegt wird, wer was wie macht.
Jedoch geschieht dies nur, wenn ausreichend Zeit vorhanden ist. Manchmal muss jedoch zügig und direkt reagiert und agiert werden. Und dann ist es von Vorteil, wenn vorher klar ist wer das Sagen hat.

Nun war in der Überschrift ja noch die Fragen nach dem „WIE“… Im besten Falle ist im Vorfeld alles besprochen und bedarf keiner weiteren Absprachen… Ansonsten verläuft die Kommunikation möglichst mit wenig Worten, deutlichen Handzeichen/Gestikulierungen und vorallem sachlich. Besonders in brenzlichen Situationen, wenn alle-auch der/die SkipperIn- angespannt sind, kann es durchaus zu ernsten Gesichtern, lauten und vllt sogar strengen Ansagen kommen. Hier darf oder sollte man sich dann nicht persönlich angegriffen fühlen, sondern die Aussage rein sachlich betrachten.
Jedoch spreche ich hier rein vom Tonfall. Beleidigungen, Erniedrigungen oder freie Entfaltung der persönlichen Aggressionen haben hier keinen Platz und wären äußerst unangebracht.

Ich kenne ja nun beide Seiten ganz gut- als Crew und als Skipperin auf meinem Boot. Und ich kenne es, dass Manöver super und nicht so perfekt verlaufen. Und für mich persönlich finde ich es immer sehr lehrreich und wirklich gut, wenn im Anschluss ein kurzes Feedback ausgetauscht wird. Denn kein Manöver gleicht dem Anderen und aus jeder Situation lässt sich etwas lernen, egal wieviele Seemeilen man schon auf dem Salzbuckel hat. Zusätzlich, finde ich, lässt es ein innigeres Crewgefühl wachsen und das nächste Manöver klappt besser.
Und je besser die Crew sich und das Boot kennt, desto eingespielter und souveräner verlaufen alle Manöver. Da kann sich ein An- oder Ablegemanöver oder das Segelsetzen schon mal anfühlen, als würde Butter in der heißen Pfanne schmelzen.

Was ich aber noch wichtig zu sagen finde: SkipperInnen sind keine allwissenden Menschen und sehen vielleicht auch mal das Meer vor lauter Wellen nicht… Wenn Gefahr für Mensch, Tier oder Boot besteht, dann ist es wichtig, dass sich die Mannschaft auch zu Wort meldet, bzw. melden darf (finde ich).
Also der Kopf eines Bootes und eines gelungenen Törns sind dann doch immer alle zusammen!

Zusammenfassend:

  • Eine Person übernimmt die Verantwortung als SkipperIn und gibt die nötigen Anweisungen
  • Die Crew führt die Anweisungen des/derSkipper/Skipperin aus
  • Manöver werden vorab gemeinsam besprochen und jeder weiß, was er/sie zu tun hat
  • Manöver laufen leise, ruhig, geordnet und souverän ab
  • Während eines Manövers gibt es, wenn nötig, klare und direkte Aussagen (rein auf der Sachebene)
  • Der Ton macht die Musik
  • Hinterher wird miteinander geredet und ggf. für das nächste Manöver bessere Absprachen getroffen

Liebe Leser und Leserinnen, wie sind denn eure Erfahrungen? Wie seht ihr das so?
Vielleicht magst du hier, bei facebook oder instagram mal deine Sichtweise mit uns teilen?

Ich bemühe mich immer im Vorfeld meine Vorstellungen genauestens zu besprechen und die anwesenden Personen einzuteilen.  Zu Beginn der letzten Saison war die Rolle der Skipperin noch ganz neu für mich und nicht immer ganz einfach vorausschauend für mehrere Personen zu denken. Da konnte es schon auch mal vorkommen, dass ich mich ärgerte und das dann sagte. Vorallem, wenn es ein scheinbar einfaches Manöver, wie z.B. eine Wende, war.
Es kam dann auch mal vor, dass ich spontan das Ruder an jemand Anderes abgab, um an anderer Position selbst mit anzupacken. Zum Beispiel beim Segel bergen oder beim Anlegen.
Ich finde es ganz spannend rückwirkend meine persönliche Entwicklung zu reflektieren und festzustellen, dass die Manöver zum Ende der Saison klarer, vorausschauender und ggf. umfassender erklärt wurden. Dadurch verliefen sie auch deutlich souveräner und jede Person konnte ihre zugeteilte Aufgabe erfüllen. Ich fühlte mich auch zunehmend ruhiger und souveräner.
Und was ich nicht vergessen werde sind Jessi`s Worte: „Kim, ich segel am liebsten mit Dir. Du bist ruhig und gibst klare Anweisungen. Da kann ich viel besser mit arbeiten und weiß, was zu tun ist. Anstatt das jeder etwas Anderes sagt und ich am Ende ganz durcheinander bin und gar nicht mehr weiß, was ich machen soll.“ 
(Danke jessi♥)

Lasst die Haare wehen, Freunde, und klemmt euch nicht…
Eure Kim

Kim

Das ist Kim, eine segelbegeisterte, lebensfrohe und energievolle Frau, die den Schritt zum eigenen Boot wagt. Die gute Irmi scheint ihr als angemessenes Geschenk zum 30. Geburtstag (2018). Was sie so erlebt, repariert, testet, sich ausdenkt und zu berichten hat schreibt sie auf, dreht sie Videos von, hält sie in Bildern fest und spricht sie in ihrem Podcast ein. Manchmal ist sie allein, öfter hat sie ihre Freunde oder interessante Menschen an Bord. Immer ist irgendwas los, es wird nie langweilig!!!Sie hat den großen Traum um die Welt zu segeln... bis dahin sammelt sie Erfahrungen auf der Ostsee oder wo sie hin eingeladen wird. Weitere Wassersportarten werden ausprobiert und finden ggf. einen Platz in ihrem Repertoire. Sie genießt das Leben und nimmt Dich ein Stück mit... Ihre Devise: "Gib`nicht auf, sondern kämpfe für deine Träume und dann SPRING` einfach! Sturm oder Flaute - der Segelblog für Alle!

One Comment

  1. Hallo Kim, ich habe heute deine Seite hier gefunden. Wie ist das Wetter bei Dir?
    Ich lebe seit 3 Jahre auf meinem Motorboot. Letztes Jahr in Glückstadt gestartet, den Sommer über auf der Trave. Im September Richtung Niederlande. Nun bin ich in Delfzijl, hier gibt es einen sehr schönen Hafen, der auch über Winter geöffnet ist.
    Dieses Jahr werde ich die Niederlande erkunden. Nächstes Jahr geht es weiter durch Frankreich. Ziel ist irgend wann Mal dass Mittelmeer.
    Liebe Grüße von Peter

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